Orientierungsjahr im Bistum Münster prägt Hannah Kösters
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Morgens noch hat Hannah Kösters (18) zwischen Zweijährigen gesessen und sich mit ihnen Bilderbücher angeschaut. Nachmittags begleitet sie Pfarrer Mike Netzler zu einer Veranstaltung für Senioren ins Pfarrzentrum, wo sie den älteren Menschen zuhört, ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Wünsche hat. „Diese Vielfalt der Kontakte und der Themen schätze ich am meisten“, sagt die 18-Jährige. Die Chance dazu gibt ihr das Orientierungsjahr im Bistum Münster.
Seit Anfang August lebt und arbeitet die Everswinklerin in der Pfarrei St. Clemens in Münster Hiltrup-Amelsbüren. „Ich wollte nach dem Abitur unbedingt ein Freiwilliges Soziales Jahr machen“, blickt Hannah Kösters zurück. Ein Jahr praktische Erfahrungen sammeln, sich engagieren, ehe es wieder zum Studium an den Schreibtisch geht, das war die Idee. In der Beratungsstelle der Freiwilligen Sozialen Dienste (FSD) im Bistum Münster erfuhr sie von dem Angebot eines FSJs in einer Pfarrei – und bewarb sich.
„Es war ein Sprung ins kalte Wasser“, erinnert sie sich. Statt der dörflichen Strukturen in ihrer Heimat war Hannah Kösters auf einmal mit einer Großpfarrei konfrontiert. Doch die Mitglieder des Seelsorgeteams und nicht zuletzt ihre beiden Mentorinnen nahmen sie an die Hand und führten sie behutsam in das neue Umfeld ein. Seitdem bringt sich die 18-Jährige auf verschiedenste Weise im Pfarreileben ein: Sie unterstützt die Katecheten bei der Erstkommunion- und Firmvorbereitung, bereitet Schulgottesdienste mit vor und besucht Einrichtungen der Pfarrei. „Es ist schön zu sehen, wenn man Erstkommunionkinder über mehrere Monate hinweg begleitet hat und sie dann stolz das erste Mal die Kommunion empfangen. Dann habe ich das Gefühl: Ja, ich konnte ihnen etwas mitgeben, auch für ihren Glauben“, sagt Hannah Kösters.
Dankbar ist die junge Frau außerdem für ihren Einsatz beim Sozialdienst St. Clemens. Das Team berät und unterstützt in Not geratene Familien und Einzelpersonen unter anderem mit einer Kleiderkammer und einer Brotausgabe. „Ich bin hier Menschen begegnet, mit denen ich sonst wahrscheinlich nicht in Berührung gekommen wäre“, ist sich Hannah Kösters sicher und spricht von „vielen positiven Begegnungen“: „Man bekommt einen anderen Blick aufs Leben. Nur weil für uns etwas selbstverständlich ist, ist es das für andere Menschen noch lange nicht.“
Nachhaltig geprägt hat die Everswinklerin auch das Begleitprogramm des Orientierungsjahres, „ein Input, der bereichert“. Neben fünf Bildungswochen, einer Einführung ins Christentum sowie Gesangsunterricht und Sprecherziehung denkt Hannah Kösters dabei besonders an die Reise nach Israel. Eine Woche lang verbrachte sie mit FSJlern und pastoralen Mitarbeitern aus dem Bistum Aachen im Heiligen Land, besuchte die wichtigsten Wirkstätten Jesu. Eine Erfahrung aber war noch intensiver: „Mir ist in Israel bewusst geworden, wie wichtig Frieden ist.“ Deutlich sei ihr dies beispielsweise an der Mauer zwischen Palästina und Israel geworden, in deren unmittelbarer Nähe die Gruppe gewohnt habe. „Friede bekommt einen anderen Stellenwert“, weiß Hannah Kösters.
Das Orientierungsjahr hat die 18-Jährige in ihrem ehrenamtlichen Einsatz in ihrer Heimatpfarrei bestärkt. Als Messdienerleiterin und Firmkatechetin wird sie sich auch weiterhin einbringen. Einen geistlichen Beruf aber strebt sie nicht an. Sie hat sich entschieden: „Ich möchte Grundschullehrerin werden.“
Bis Juni können sich Interessierte zwischen 18 und 26 Jahren für das Orientierungsjahr, das am 1. August startet, bewerben. Kontaktdaten gibt es im Internet auf der Seite www.orientierungsjahr-muenster.de. Einige Änderungen wird es geben: Die Freiwilligen werden als Wohngemeinschaft im Priesterseminar Borromaeum in Münster zusammenwohnen. Außerdem wird die Einsatzstelle nicht mehr auf eine Pfarrei beschränkt sein. Die Freiwilligen können den Dienst stattdessen in einer sozialen Einrichtung ihrer Wahl absolvieren.
Text: pbm/acl, Foto: privat
17.05.2018
